Analytisch denken, kreativ handeln

Atelier: Zoé Alexa Ramseier

Die zukünftige Firmenchefin von Ramseier & Associates Ltd., Zoé Alexa Ramseier, steht vor einer weissen organisch verformten Stütze im NZZ-Atrium.

Zoé Alexa Ramseier vor den gekonnt verformten Stützen im NZZ-Atrium – eine Anspielung auf die Negativformen im gegenüberliegenden Kunstwerk. 

Zoé Alexa Ramseier ist Head of Design bei Ramseier & Associates Ltd., Zürich. Andreas Ramseier, der Vater, hat die Unternehmung vor dreissig Jahren gegründet und mit grossem Erfolg durch herausragende Projekte viele Preise gewonnen. Vorgesehen ist, dass Zoé mittelfristig die Agentur übernehmen wird. Wir wollten wissen, wie sie mit dieser gros­sen Herausforderung umgeht, wie ihre ­Arbeitsweise ist, und wie sie sich die Weiterentwicklung der Unternehmung vorstellt.

Entwürfe werden anhand von Modellen und Prototypen überprüft.

Sorgfalt bei der Materialauswahl, Funktionalität und Qualität als Anspruch.  

Frage an Sie als zukünftige Firmenchefin: Gibt es einen typischen Ramseier-Stil?

Zoé Alexa Ramseier: Grundsätzlich ist alles, was wir tun, sehr harmonisch, wir arbeiten mit vielen Formen, da wir geschwungene amorphe Elemente lieben. Dabei gehen wir jedes Projekt noch sehr klassisch an, meistens mit einer Handskizze. Wir analysieren, brainstormen, bauen das drei­dimensional auf und stehen dabei immer mit der Bauherrschaft in engem Kontakt. Folgende Überlegungen sind für uns wichtig: Was ist die Aufgabe und das Ziel? Baulich wie konzeptionell? Analyse des Bauherrn, wer sind sie, was sind die Werte und die ­Geschichte des Unternehmens? Wo befindet sich das Gebäude? Wie ist die Verbindung zum Standort? Was ist es für ein Gebäude, ist es denkmalgeschützt? Wichtig für die Umsetzung ist ein kollegiales, motiviertes Team (das haben wir) und gute Unternehmen, die ebenso die Liebe zum Detail schätzen. (Da hatten wir immer viel Glück und wissen das sehr zu schätzen.)

Danke, ein logischer, erfolgversprechender ­Arbeitsablauf. Zurück zu Ihnen: War Ihnen schon von Kindheit an klar, dass Sie mal die ­Rolle Ihres Vaters übernehmen wollen?

ZAR: Nein, ganz und gar nicht – ursprünglich wollte ich in die Kunst. Das Interesse dazu kam aber auch schon aus meinem ­Elternhaus. Da ging man am Wochenende entweder wandern oder ins Museum. Schätzen gelernt habe ich das natürlich erst viel später, das Interesse war aber geweckt. Meine Ausbildung gestartet habe ich dann an der Schule für Gestaltung – Medien Form Farbe – in Zürich, um aber schnell zu merken, dass mich das Räumliche mehr fasziniert, das Arbeiten mit Holz, mit Modellen. Mein Vater kam dann mit dem Vorschlag, eine Weiterbildung als klassische Zeichnerin Fachrichtung Innenarchitektur in seiner Agentur zu machen. Da bereits mein Vater bei seinem Vater die Ausbildung gemacht hat, fand ich – ich versuchs mal. Das waren vier spannende, facettenreiche Jahre. Aber auch knallhart. Bei den Besuchen auf den Baustellen lernt man schnell, dass die Realität ganz anders aussieht als die Vorstellung davon.

 

Mit ihrem ersten Projekt, für das Zoé Alexa Ramseier voll verantwortlich zeichnet, die Gestaltung des Beisheim-Firmensitzes, hat sie auf Anhieb verschiedene Designpreise gewonnen. Bemerkenswert ist der intelligent organisierte Grundriss, der ein fliessendes Zusammenspiel zwischen den einzelnen Arbeits-, Konferenz- und Erholungsbereichen schafft. 

Futuristischer Touch: Mass­gefertigte Möbel und das speziell entwickelte Lichtkonzept nehmen die organischen Formen subtil auf. 

Aufsehenerregend ist auch die ­Gestaltung des «Neue Zürcher Zeitung»-Lichthofs. Kernpunkt ist die von Zoé Alexa Ram­seier entworfene 50 Quadratmeter umfassende «Art Wall», die dem Lichthof mit einer abstrahierten Interpretation der traditionellen NZZ-Typografie eine unverwechselbare Identität verleiht.

Eine experimentelle interaktive und urbane Installation, genannt «Food For Thought», soll das Bewusstsein für verschwenderische Praktiken schärfen. (Studie Expo Milano 2015)  

SPA-Designkonzept für Jacuzzi Milano: Multisensorische und innovative Well­ness­oase mit angenehmem, natürlichem und ruhigem Materialkonzept. 

Nach vier Jahren Lehre war klar, ich will noch in viele Kulturen reinsehen, mich von den Farben, den Sprachen, den Architekturen inspirieren lassen. Gelandet bin ich dann in Mailand am IED – Istituto Europeo di Design. Das war eine spannende Zeit: Mailand, die Stadt des Designs, der Kunst, der Internationalen Möbelmesse. Anschliessend ging ich nach San Francisco. Dort zu arbeiten, war visabedingt schwierig, dort Erfahrungen zu sammeln aber genial. Bei einem Abstecher in eine international tätige Designagentur in Stuttgart habe ich fasziniert miterlebt, was es heisst, ­alles von A bis Z inhouse zu realisieren. Ganz im Gegensatz zu unserer Unternehmung, die auch von der Planung bis zur Ausführung für alles verantwortlich zeichnet, das aber zusammen mit externen Fachleuten ausführt.

Und nach den vielen Erfahrungen: Wie stellen Sie sich dieZukunft Ihrer Unternehmung vor?

ZAR: Ich möchte ein innovatives Büro mit einer Anzahl Mitarbeiter*innen, die überschaubar ist (zurzeit sind wir zehn Leute). Ein Team, das die Liebe zum Detail – und die Qualität – gewährleistet. Ich möchte die ­klare Linie meines Vaters beibehalten und mit Verspieltem weiterentwickeln. Dafür braucht es Mitarbeitende mit verschiedenen beruflichen Hintergründen. Und Bauherrschaften, die das zu schätzen wissen. Denn: Als Architekt ist man nur so gut wie die Bauherrschaft.

www.ramseier-assoc.com  

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