Wir befinden uns nur wenige Fahrminuten von Zürichs Stadtzentrum entfernt und doch ist das Gefühl da, man sei mitten in der weiten Natur. Der Blick von der Halbinsel Au reicht über einen üppigen Garten, den Zürichsee bis zu den Glarner Alpen. An diesem einzigartigen Fleck wohnt Nachhaltigkeits-Ambassadorin Karen Fleischmann mit ihrem Partner Gabriel und den gemeinsamen Tieren – dem Hund Lolo, zwei Ponys, einem Esel und fünf Hühnern – auf einem idyllischen Hof. «Früher wäre dieses Leben für mich unvorstellbar gewesen. Als Model bin ich viel in der Welt umhergereist, heute brauche ich das alles nicht mehr. Der Alltag hier mit den Tieren inmitten der Natur erdet mich», sagt Karen Fleischmann.
Was gefällt Ihnen am meisten an diesem Ort?
Karen Fleischmann: Die Naturverbundenheit und die Energie der Menschen, die hier hinkommen. Dann die Aussicht, unsere Tiere und der Garten. Im Sommer haben wir draussen fast 500 Quadratmeter mehr Wohnfläche, das ist herrlich.
Was ist Ihnen wichtig beim Wohnen?
KF: Mein Zuhause ist mir allgemein sehr wichtig, ich muss mich wohl und geborgen fühlen. Heimkommen bedeutet für mich, die Türe schliessen und in meine eigene Oase eintauchen. Früher war ich gerne und viel unterwegs, das hat sich aber in den letzten Jahren stark verändert, heute finde ich es zu Hause am schönsten. Es ist mir wichtiger, genügend Quality- und Me-Time zu haben, als die ganze Zeit unterwegs zu sein.
«Für mich ist es heute wichtiger, Quality-Time zu Hause zu haben, als die ganze Zeit unterwegs zu sein.»
Wie hat sich Ihr Leben mit den Tieren auf dem Hof verändert?
KF: Wir können nicht mehr so spontan sein, wie früher. Die Tiere müssen morgens raus, brauchen Futter, dann muss der Stall gemacht werden und abends müssen die Tiere wieder reingebracht werden. Das ist Routinearbeit, da kann man nicht einfach mal schnell weggehen, aber wir koordinieren gut und haben Unterstützung von Freunden.
Wo verbringen Sie am meisten Zeit?
KF: Am Esstisch, weil ich da gerne arbeite, oder dann im Wohnzimmer auf dem Sofa. Mein Hund Lolo schläft gerne neben mir, während ich am Laptop arbeite.
Haben Sie ein Lieblingsmöbel?
KF: Unser Sofa, weil es so gross und cozy ist. Ich finde, so ein Möbel darf auch ein bisschen mehr kosten. Und der selbst entworfene Wohnzimmertisch aus Palissandro-Stein.
Sie sind Nachhaltigkeits-Ambassadorin und haben die Wichtigkeit der Thematik bereits früh erkannt und sich dafür eingesetzt – gab es dafür ein Schlüsselerlebnis?
KF: Eines war 2014, als ich als Model in Kapstadt war und neben mir zig gleich aussehende Frauen sassen. Ich wurde damals zum ersten Mal gefragt, wie viele Follower*innen ich auf Instagram hätte. Da wusste ich, dass sich die Branche verändern würde, gleichzeitig war ich bestürzt, dass nicht mehr ich als Person, sondern meine Followerzahl relevant war. Das zweite Erlebnis war in Mumbai, ich bekam vieles hinter den Kulissen mit, was für mich schlimm war. Ich reiste darauf früher in die Schweiz zurück und beschloss, mit dem Modeln aufzuhören. 2015 habe ich dann begonnen, nachhaltige Mode auf Instagram zu supporten.
Wie sehen Sie das Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Möbelbranche?
KF: Diese Zeit bietet uns eine grosse Chance, wieder regionaler zu denken und zu konsumieren. Meiner Meinung nach müssen wir keine Möbel aus China importieren, auch wenn wir uns in eine Richtung bewegt haben, wo Möbel günstig und gut kopiert sind. Ich bin ein grosser Fan von Originalen. Ich weiss nicht, ob wir unsere Generation, die mit Fast Fashion gross wurde, noch umschulen können, aber wenn wir bei der jüngeren Generation etwas bewirken möchten, müssen wir bereits in den Schulen über Achtsamkeit, Bewusstsein, Qualität und Werte sprechen.
«Diese Zeit bietet uns eine grosse Chance wieder regionaler zu denken und zu konsumieren.»
Wie hat sich Ihr Leben seit 2014 verändert?
KF: Dadurch, dass ich mit H&M und Ikea aufgewachsen bin, musste ich erst mein Leben komplett umdenken und das brauchte sehr viel Selbstdisziplin. Mein Grundsatz war, dass sich der Kreislauf schliessen musste – in jedem Segment. Und so ging ich als Erstes nicht mehr zu H&M einkaufen und setzte mich nicht mehr diesen Verführungsquellen aus. Wenn man wieder im Laden ist, setzt der Verstand aus, wir konsumieren blind, ohne uns Gedanken über die Herstellung und den Transport zu machen oder daran zu denken, wer das grosse Geld macht. Ich musste stark an mir arbeiten, um aus diesem Strudel rauszukommen. Und das vorzuleben mit Freude und Spass, ohne mit dem Finger zu zeigen, ist heute meine Aufgabe.
Haben Sie einen Tipp für die erste Veränderung?
KF: Nicht mit Erwartungen, sondern mit Geduld und Selbstliebe an das Thema herangehen. Veränderung fängt immer bei einem selbst an. Wenn du im Aussen etwas verändern willst, musst du bei dir anfangen und die Energie strahlst du dann automatisch nach aussen aus.
«Mein Tipp: mit Geduld und Selbstliebe kleine Veränderungen vornehmen.»
Können Sie uns einen Denkanstoss geben, worauf wir uns im Alltag wieder besinnen dürfen?
KF: Ein Thema, das mich beschäftigt, ist, dass grossen Unternehmen, die nachhaltiger sein wollen, oftmals «green washing» unterstellt wird. Meiner Meinung nach stimmt das nicht. Jedes Unternehmen, das sich bemüht, auch nur im Ansatz eine nachhaltigere Lösung zu wählen oder zu sensibilisieren, ist einen Schritt weiter, und das ist total wichtig. Ich finde, man muss auch die positiven Seiten sehen, ohne diese Firmen, die den Stein ins Rollen gebracht haben, würde es heute keine Firmen geben, die von Anfang an nachhaltig und transparent sein wollen, und ich würde heute noch mit Start-ups zusammenarbeiten, die kein Geld haben, ich hätte keine Möglichkeit gehabt, mit meinem Kanal zu wachsen und ein grösseres Publikum zu erreichen.
Die Serie Homestorys ist eine Co-Produktion des Archithema Verlags und Jelmoli. Zusätzliche Informationen zu den Wohnaccessoires sowie Produkten, die zum Einrichtungsstil von Karen Fleischmann passen, finden Sie unter www.jelmoli.ch oder vor Ort bei Jelmoli an der Bahnhofstrasse in Zürich, im Lifestyle House und Sports House im Circle oder im Airside am Flughafen Zürich.