Wohnen, wie andere Ferien machen

Anina Gepp: Kochbuch Vantastic Kitchen

Camper-Van mit gelber Leinen-Bettwäsche und offener Campertür mit Blick in die Natur.

Jeden Morgen mit einer neuen Aussicht aufwachen ist für Autorin Anina Gepp Alltag.

Vor knapp einem Jahr hat die Foodstylistin und Nachhaltigkeits-Bloggerin Anina Gepp ihre Wohnung mit einem umgebauten Van eingetauscht und bereist seither Europa mit ihrem Partner. Unterwegs ist ihr zweites Kochbuch «Vantastic Kitchen» entstanden – natürlich inspiriert von den kulinarischen Spezialitäten und den Orten, die sie besucht haben. Im Interview erzählt Anina Gepp, wie es ist, in einem Van zu wohnen und was sie am meisten vermisst.

Wo bist du gerade und was siehst du, wenn du aus dem Van schaust?
Anina Gepp: Die Aussicht ist gerade sehr grün. Wir stehen an einem wunderschönen Stellplatz in den Bergen auf Teneriffa. Um uns herum sind schroffe Felswände und viele Nadelbäume zu sehen. Wenn ich meinen Blick in die Ferne schweifen lasse, kann ich das Meer sehen, das in der Sonne glitzert. Hier herrscht absolute Stille. Nur ein paar Vögel und bellende Hunde aus dem nächsten Dorf sind zu hören.

Du lebst den Traum von vielen Menschen, wohnst mit deinem Partner in einem Van und bereist die Welt. Was war der Auslöser oder Moment, als ihr euch entschieden habt, euren Traum Wirklichkeit werden zu lassen?
AG: Das war ein schleichender Prozess. Auslöser dafür waren mehrere Urlaube mit einem Mietcamper. Erst in Portugal, dann in der Schweiz. Und dann in Schweden. Letztere Reise war für uns die Feuerprobe. Wir sagten uns, dass wenn uns das Vanlife auch nach drei Wochen Dauerregen gefallen würde, wird es das Richtige für uns sein. Und tatsächlich ist es das noch immer. Wir könnten uns aktuell kein besseres Leben vorstellen.

Was war die grösste Umstellung vom Wohnen in einer Stadwohnung zum Leben im Van?
AG: Vanlife lässt sich nicht planen. Alles dauert viel länger. Wenn wir Wasser ablassen, auffüllen, einkaufen und einen neuen Stellplatz suchen, ist der Tag meist schon um. Das war auf jeden Fall eine grosse Umstellung. In einer Wohnung ist es ja selbstverständlich, dass das Wasser einfach aus dem Hahn kommt. Wir beschäftigen uns unterwegs gezwungenermassen viel mehr mit unseren Grundbedürfnissen. Das ist einerseits sehr entschleunigend, kann andererseits aber auch manchmal einfach nerven.

Frau sitzt an Camper-Tür und bereitet Gemüse vor.

Seit rund einem Jahr lebt die Autorin mit ihrem Partner in einem Van.

Frau steht in Camper-Küche und bereitet Gemüse vor.

Ihren Alltag hält sie auf Instagram und ihrem Blog Aniahimsa fest.

Du hast schon vorher sehr bewusst auf deinen Konsum geachtet – wie viele Kisten mit privaten Sachen kamen schlussendlich mit auf die Reise? Und fiel es dir dennoch schwer, dich von deinem Besitz zu trennen?
AG: Es fiel uns beiden erstaunlich leicht, uns von unseren Sachen zu trennen. Wir waren aber schon in der Wohnung eher minimalistisch eingerichtet. Es standen so wenige Möbel drin, dass unser Besuch oft dachte, wir seien erst gerade eingezogen. Aber es gab schon Bereiche, in denen ich es durchaus als Herausforderung empfand, mich für wenige Teile zu entscheiden. Gerade beim Thema Klamotten! Aus heutiger Sicht, fast ein Jahr später, freue ich mich aber, nochmals mehr auszumisten. Obwohl nicht viel Platz ist, haben wir gefühlt viel zu viel dabei, was wir dann doch nicht tragen.

Wie hat sich dein Alltag durch das Leben im Van verändert?
AG: Ich bin viel entspannter geworden, in ganz vielen Bereichen des Lebens. Zu Beginn der Reise hat es mich extrem gestresst, nicht zu wissen, wo wir morgen aufwachen und was wir machen. Jetzt empfinde ich gerade das als den grössten Luxus überhaupt. Es ist ein riesiges Privileg, sich den Tag so frei selbst einteilen zu können. Und es ist wunderschön, diese Reise und alle Erlebnisse mit meinem Partner teilen zu können. Wir haben viel mehr gemeinsame Zeit, das ist so wertvoll.

Hat für dich Wohnen allgemein eine neue Bedeutung bekommen?
AG: Auf jeden Fall. Ich habe gemerkt, dass Zuhause für mich kein Ort ist. Oder zumindest auch ein Haus auf vier Rädern mit ständiger Aussicht sein kann. Ich fühle mich extrem wohl auf diesen sechs Quadratmetern.

Frau liegt in Hängematte vor einem See.

Entspannung kommt in diesem Ambiente von alleine.

Du bist nicht nur Autorin, sondern setzt dich für Themen wie Nachhaltigkeit und bewusster Konsum ein – wirst du heute anders mit diesen Themen konfrontiert als in der Schweiz?
AG: Auf jeden Fall. Jede Destination sieht sich mit anderen Herausforderungen und Problemen konfrontiert. Das erleben wir dann natürlich auch. Besonders stark ist uns das auf Sizilien bewusst geworden, wo wir teilweise mehrere Tage mit unserem Müll herumgefahren sind, weil es einfach keine offiziellen Sammelstellen gab, um ihn zu entsorgen. Und auf Zakynthos, einer griechischen Insel, haben wir uns verfahren und sind aus Zufall bei einer riesigen Mülldeponie gelandet, wo sich der ganze Abfall seit Jahren sammelt. Die Liste geht unendlich so weiter. Gerade wenn wir am Meer sind sehen wir jeden Tag, was alles angeschwemmt wird. Reisen öffnet einen da auf jeden Fall nochmals mehr die Augen und schafft Bewusstsein. Durch meine Reichweite kann ich meine Community so immer wieder für wichtige Themen sensibilisieren.

Wie lange bleibt ihr jeweils an einem Standort? Und habt ihr einen ungefähren Reiseplan oder lässt ihr euch treiben?
AG: Das ist ganz unterschiedlich. Es ist uns aber wichtig, nicht wochenlang an einem Ort zu verharren. Aus Respekt gegenüber Mitmenschen und der Natur verlassen wir Stellplätze meist nach zwei Tagen wieder - oder spätestens dann, wenn der Abwassertank und die Toilette voll sind. Was den Reiseplan angeht: Wir träumen oft von neuen Destinationen und Routen. Aber ein richtiger Plan besteht meistens nicht. Und wenn, dann nur sehr kurzfristig.

Welche drei Wohnaccessoires oder Gegenstände möchtest du im Van nicht mehr missen?
AG: Den Handfeger, unsere beiden Wasserfilter und die Outdoor-Dusche!

Paar sitzt neben weissem Camper-Van in der Sonne.

Während des Interviews waren Anina Gepp und ihr Partner gerade auf Teneriffa.

Von oben fotografierter Tisch mit frisch zubereitetem Essen für zwei.

Auf ihrem Blog und Instagram-Feed inspiriert sie tausende Menschen mit ihren leckeren Rezepten.

Was war bis jetzt die grösste Herausforderung auf eurem Abenteuer?
AG: Es ist nicht immer einfach, so weit weg von den Liebsten in der Heimat zu sein.

Was geniesst du am meisten an eurem Van-Life?
AG: Das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Die vielen schönen Begegnungen mit Menschen unterwegs. Und die kleinen Momente wie den Kaffee morgens mit stetig wechselnder Aussicht.

Du hast fleissig an deinem neuen Kochbuch «Vantastic Kitchen» gearbeitet, das im März erscheint, die Rezepte sind vom Vanlife unterwegs inspiriert. Auf was dürfen sich die Leser*innen freuen?
AG: Auf über 80 pflanzliche und einfache Rezepte, die sich perfekt für unterwegs und zuhause eignen. Das Buch lädt zum geniessen und träumen ein und ist sowohl für Kochanfänger*innen als auch für ambitionierte Foodies geeignet.

Frau steht angelehnt in einer Camper-Küche und hält Gabel und einen Teller in der Hand.

Anina Gepp hat ihr zweites Kochbuch veröffentlich: Ein Campervan-Kochbuch zum Verweilen, Stöbern und Träumen.

Wovon hast du dich am meisten für das Buch und die Rezepte inspirieren lassen?
AG: Von den lokalen Gerichten in den jeweiligen Reiseländern. Besonders Italien hat mich unglaublich inspiriert. Wir sind so oft über lokale Märkte geschlendert oder haben uns in hiesigen Restaurants Rezeptinputs geben lassen. Mit jedem einzelnen Rezept verbinde ich wunderbare Orte und Begegnungen.

Was ist dein Allzeit-Lieblingsgericht?
AG: Alle Reisgerichte. Davon bekomme ich nie genug. Und ich habe auch die Aubergine ganz neu für mich entdeckt. Sie ist ein so wunderbares und unterschätztes Gemüse. Gerade als Moussaka in Kombination mit Linsen ein Gedicht.

Mehr zu Anina Gepp und ihrem Vanlife finden Sie unter: www.aniahimsa.com

Buchcover des Kochbuchs Vantastic Kitchen mit einem Bild einem Paar das neben einem weissen Camper an einem kleinen Tisch speist, im Hintergrund sieht man das Meer.

Das zweite Kochbuch von Anina Gepp «Vantastic Kitchen» ist soeben im AT Verlag erschienen.

Wettbewerb

Wir verlosen zwei Exemplare von «Vantastic Kitchen» von Anina Gepp. Im Kochbuch finden Sie unkomplizierte vegane Rezepte, die sogar auf zwei Herdplatten im Wohnmobil gelingen. Wer sich zuhause oder unterwegs mehr Abwechslung und Frische im Speiseplan wünscht, ohne dafür stundenlang in der Küche zu stehen, wird hier fündig. Nehmen Sie hier am Wettbewerb teil.

Zwei Teller mit Kirchererbsen-Melonen-Salat.

Ein frisches Gericht für heisse Sommertage: Kichererbsen-Melonen-Salat.

 

Kichererbsen-Melonen-Salat

Es gab Wochen in Griechenland, in denen es einfach zu heiss war, um überhaupt warm zu essen. Genau an solchen Tagen war dieser Salat ein absoluter Lebensretter. Die saftige Melone macht ihn schön fruchtig und die Kichererbsen sorgen dafür, dass das Gericht länger satt hält.

Für 2 Portionen:

250 Gramm Kichererbsen, gekocht

1/2 Melone (Honig oder Gallia)

1 Fenchel

2 Orangen

1 rote Zwiebel

2 TL Senf

1 TL Apfeldicksaft (oder andere Süsse)

4 EL weisser Balsamico

2 EL Olivenöl

1/4 TL Salz

Etwas Pfeffer

1 Prise Chiliflocken 

Die Melone in mundgerechte Stücke, den Fenchel in feine Streifen und die Zwiebel klein schneiden. Das Fenchelkraut beseite legen. Melone, Fenchel und Zwiebel mit den Kichererbsen in eine Schüssel geben. Eine der Orangen filetieren und ebenfalls dazugeben. Die zweite Orange zu Saft pressen und ihn mit den restlichen Zutaten zu einer Sauce anrühren und ebenfalls in die Schüssel geben. Alles gut vermischen, auf Teller anrichten und geniessen. Das Fenchelkraut eignet sich wunderbar als Dekoration auf dem Salat.

Für die weniger heissen Tage: 

Ganz besonders lecker schmeckt der Salat, wenn der Fenchel nicht roh in den Salat wandert, sondern ein kurzes Bad in der heissen Pfanne mit etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer geniessen darf.