Riviera-Gefühl am Zürichsee

Ein Pavillon zwischen Vergangenheit und Zukunft

Aus der Vergangenheit neu gedacht: Die einstigen Glasbausteine der Fassade leben als transparente Raumteiler weiter – vertraut und doch überraschend modern. 

Schlichte Funktionalität trifft auf präzise gesetzte Akzente.

Texturen im Dialog: Dedar-Stoffe, handgefertigte Möbel und Glasbausteine verschmelzen zu einem Interieur, das Geschichte neu erzählt.

Seit über sechzig Jahren prägt das Chez Fritz die Uferlinie von Kilchberg – ein Ort voller Erinnerungen und Tradition. Mit dem Redesign von Ina Rinderknecht präsentiert sich das ikonische Pavillon-Restaurant neu: verwurzelt in seiner Geschichte und offen für die Zukunft.

Die Innenarchitektin hat den See selbst zur Inspirationsquelle gemacht. Seine gedämpften Grüntöne, das wechselnde Licht und die stille Weite spiegeln sich in Kalksteinböden, smaragdschimmernden Quarzit-Tischen und den neu interpretierten Glasbausteinen wider, die wie Brücken zwischen Gestern und Heute wirken. Das Ergebnis ist ein Interieur, das nicht laut auftritt, sondern mit feinen Gesten ein Gefühl von Ruhe schafft.

Doch das neue Chez Fritz ist mehr als ein gelungenes Makeover. Es ist ein Tribut an die Familie Elsener, die das Haus seit drei Generationen prägt – und eine Einladung an Gäste, sich zwischen Riviera-Flair und Schweizer Präzision treiben zu lassen. Für die kulinarische Begleitung sorgt Chefkoch Igino Bruni mit mediterraner Raffinesse, zeitgemäss umgesetzt.

Im Gespräch erzählt Interior Designerin Ina Rinderknecht, wie man einen traditionsreichen Ort behutsam in die Gegenwart übersetzt – und warum stille Eleganz oft lauter spricht als jedes Statement.

Interior Designerin Ina Rinderknecht, verantwortlich für das Redesign des Chez Fritz.

Ina Rinderknecht denkt Räume nicht als Kulisse, sondern als Erlebnis.

Was hat Sie am meisten daran gereizt, das Chez Fritz neu zu gestalten – und wie sah Ihre erste Vision für diesen ikonischen Ort am Zürichsee aus?
Ina Rinderknecht: Als wir zur Teilnahme am Wettbewerb für das Chez Fritz eingeladen wurden, hat mich das Projekt mitten ins Herz getroffen. Der Pavillon gehört seit 1963 zur Uferlinie von Kilchberg, es ging also sowohl um ein Erbe als auch um Erwartungen. Meine Vision war es, die bestehende Architektur zu respektieren und dem Restaurant zugleich einen zeitgenössischen Geist zu verleihen – ein Ort, an dem Funktion und Emotion Hand in Hand gehen. Es ging darum, eine räumliche Spannung zu schaffen, die mit Emotionen spielt, und dennoch Essen und Gastfreundschaft ins Zentrum zu rücken.

Wie gelingt es Ihnen, die Geschichte eines Traditionshauses in ein modernes, zeitgemässes Interieur zu verweben, ohne die Seele des Ortes zu verlieren?
IR:
Für mich sollte Geschichte nicht nostalgisch zitiert, sondern neu interpretiert werden. Wir haben die Pavillon-Struktur bewahrt und die Glasbausteine der früheren Fassade neu eingesetzt. Als lichtdurchlässige Raumteiler entfalten sie heute eine doppelte Wirkung: vertraut und zugleich unerwartet – eine Brücke zwischen Gestern und Heute. Jede Entscheidung, vom Bodenbelag bis zum Rhythmus der Fenster, diente dem Ziel, ein Gefühl von Kontinuität zu schaffen und zugleich den Ton für ein neues Kapitel zu setzen.

Das neue Chez Fritz lebt von seiner Atmosphäre – welches Gefühl wollten Sie den Gästen vermitteln, sobald sie den Raum betreten?
IR:
Die Gäste sollen stillen Luxus erleben – elegant, doch nie einschüchternd, international offen und zugleich eng mit dem See und seiner Geschichte verbunden. Statt Spektakel steht Klarheit im Mittelpunkt: ein Gefühl von Wärme, Zugehörigkeit und Ruhe, das sich im Sommerlicht ebenso entfaltet wie an einem Winterabend.

Welche Rolle spielen Materialien, Farben und Texturen in Ihrem Designansatz – besonders in einem Restaurant, das zugleich elegant und entspannt wirken soll?
IR:
Materialien sind das Fundament meines Designansatzes. Die Farbpalette habe ich direkt aus dem See gewonnen: gedämpfte Grüntöne, mineralische Schattierungen und zarte Naturtöne. Helle Kalksteinböden erinnern an mediterrane Terrassen und smaragdgrüne Quarzit-Tische spiegeln die Wasseroberfläche. Warme Hölzer und gemusterte Dedar-Stoffe geben Tiefe und Rhythmus, während Bronzeakzente mit dem Licht spielen und Raffinesse einbringen – stets elegant, nie aufdringlich. Jede Textur ist robust genug für den Alltag und zugleich Träger von Eleganz.

Detailaufnahme der Stoff- und Materialwelt im Chez Fritz, inspiriert von Textur und Rhythmus.

Jedes Muster ein stiller Akzent im Raum.

Chez Fritz – Tisch aus smaragdgrünem Quarzit, inspiriert vom Zürichsee.

Ein Tisch wie ein Echo des Sees – smaragdgrüner Quarzit als zentrales Statement im Raum.

Woher kam die Inspiration für den Umbau – gab es eine Leitidee, ein Moodboard oder sogar eine persönliche Erinnerung, die Sie in den Raum hineingetragen haben?
IR:
Die Familie Elsener besitzt dieses Restaurant seit den 60er-Jahren. Als die neue Generation übernahm, war der Wunsch da, ein Riviera-Restaurant im Stil vergangener Zeiten zu schaffen – jedoch ohne zu wörtlich zu werden. Das Designkonzept ist daher eine lyrische Interpretation dessen. Die Inspiration war immer der Dialog zwischen dem See und dem Pavillon. Ich wollte die Grenze zwischen innen und aussen auflösen – sodass die Ruhe des Wassers, sein ständig wechselndes Licht und seine Farbnuancen in den Innenraum hineinfliessen.

Ein Restaurant ist auch ein sozialer Ort. Wie haben Sie den Ausgleich zwischen einem gestalterischen Statement und einem Ort des Wohlbefindens gefunden?
IR:
Für mich muss Design in der Gastronomie unterstützend wirken, nicht dominieren. Die Räume wurden so zoniert, dass die Gäste sich natürlich bewegen können – ungestört, aber subtil geführt. Jedes Möbelstück, grösstenteils massgefertigt, wurde so entworfen, dass es sich nahtlos in das Restaurant einfügt. Das Statement ist leise, es liegt in der Harmonie von Proportionen, Materialien und Licht, und genau das schafft echten Komfort.

Sie sind international seit vielen Jahren als Interior Designerin tätig – was unterscheidet dieses Zürcher Projekt von anderen, die Sie realisiert haben?
IR:
Der Unterschied liegt hier in der persönlichen Dimension. Das Chez Fritz ist seit drei Generationen in Familienbesitz, und die Eigentümer waren in jedes Detail involviert. Diese Intimität, ihre emotionale Verbundenheit mit dem Haus, hat die Gestaltung auf eine Weise geprägt, die bei kommerziellen Projekten selten ist. Es fühlt sich weniger an, als würde man für Kunden arbeiten – vielmehr, als würde man den Traum einer Familie verwirklichen.

Ihre Interieurs zeichnen sich oft durch eine subtile Eleganz aus, die nicht sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wie zeigt sich das im neuen Chez Fritz?
IR:
Diese Eleganz zeigt sich in Zurückhaltung. Die Deckenbalken etwa wirkten früher schwer und störend. Anstatt sie zu verbergen, habe ich sie mit einem durchdachten Farbkonzept ausbalanciert, sodass sie sich harmonisch ins Ganze fügen. Nichts schreit, alles trägt bei – von den gestreiften Fliesen in den Waschräumen bis zur Weichheit der Polster. Die Gäste nehmen vielleicht nicht jede Entscheidung bewusst wahr, doch sie spüren die Atmosphäre, die aus ihrem Zusammenspiel entsteht.

Chez Fritz – Waschraum mit grün-weissen Fliesen und gelbem Lavabo im Retro-Design.

Ein Hauch Retro-Charme trifft auf klares Design – die gestreiften Fliesen im Bad zeigen, wie subtile Details Atmosphäre prägen.

Chez Fritz – Korridor mit grafischen Fliesen und Tapete in organischem Blattmotiv.

Ein Raumwechsel mit Charakter – Muster, die Bewegung und Energie in den Alltag bringen.

Welche Details im Chez Fritz liegen Ihnen besonders am Herzen – und warum?
IR:
Die Neuinterpretation der Glasbausteine, weil sie verkörpern, worum es in diesem Projekt geht: das Erbe bewahren und gleichzeitig Neues schaffen.Ebenso liebe ich das massgefertigte Mobiliar aus tiefgrüner Douglasie und die handgefertigten Servicestationen – Details, die das Design am Ort verankern und zugleich seine Funktionalität erhöhen.

Zum Schluss: Wenn Sie einen Abend im neuen Chez Fritz verbringen würden – welches Gericht würden Sie bestellen, und an welchem Platz im Restaurant würden wir Sie finden?
IR:
Ich würde definitiv die Spaghetti aglio, olio e peperoncino oder die Bouillabaisse bestellen – zwei meiner absoluten Lieblingsgerichte, nach denen ich auch auf Reisen immer Ausschau halte. Das Schönste ist, dass es sie im Chez Fritz gibt. Ehrlich gesagt setze ich mich anfangs gern an verschiedene Plätze, um die Atmosphäre von allen Seiten zu erleben. Das mache ich bis heute – ich bin Perfektionistin und sehr kritisch mit meiner eigenen Arbeit, also studiere ich sie auch dann noch, wenn sie eigentlich abgeschlossen ist. Aber es gibt viele schöne Plätze hier; besonders angetan haben es mir die gemütlichen Bänke mit Blick auf den See.

chezfritz.ch
ina-rinderknecht.ch

Wo Design auf Leichtigkeit trifft – entspannte Stunden direkt am Wasser.

Essen mit Stil und Aussicht auf der neu gestalteten Terrasse.