Die lang gezogenen, eleganten Wohnräume mit Funktionsabwicklung von der Küche bis zum Balkon prägen den Innenausbau.
Das Wohnhaus liegt im Bereich Campagna in der Nähe des Dorfkerns von Solduno. Die ursprünglich landwirtschaftliche Nutzung ist an den schmalen Parzellen weiterhin ablesbar. Das Volumen ist in diese Logik eingeschrieben. Wie bei einem Regal sind sechs Wohnungen übereinandergestapelt. Dieser Eindruck entsteht wegen der prägnanten Tragstruktur in Sichtbeton, die von einer Gebäudehülle in Leichtbauweise ergänzt wird. Geschosshohe Dreigelenkrahmen mit beidseitiger Auskragung nehmen die gesamte Länge ein und bilden zusammen mit den Betondecken das tragende Gerüst. Ihre dynamische Form illustriert auf schöne Weise den Kräftefluss. Durch den Verzicht auf die üblichen Kragplattenanschlüsse wurde eine monolithische Konstruktion möglich. In der einfachen, langlebigen Bauweise mit einem bildhaft starken, aussen sichtbaren Trag- werk und leichten Füllungen sieht die Jury die wesentliche Qualität.
Die aussen sichtbare Tragstruktur ist das wesentliche Merkmal des Entwurfs.
In der Auskragung kommt die Balkonschicht zu liegen, von der man in den oberen Geschossen einen erhabenen Blick auf die Stadt hat.
Zudem leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Rehabilitierung der für lange Zeit verschmähten Flankendämmung. Die überzeugende Grundkonstellation wird durch die Einführung einer tragenden Längswand verunklärt, was einer flexiblen Nutzung und Veränderung der Wohnungen im Wege steht. Letztlich ist der Preis auch eine Auszeichnung für den Mut junger Architektinnen und Architekten, konstruktive Konventionen zu hinterfragen und ihnen eine ebenso naheliegende wie überzeugende Alternative gegenüberzustellen.
Inches Geleta Architetti, Locarno: Der Kontext, in dem wir tätig sind, hat einen entscheidenden Einfluss auf unsere Herangehensweise an das Design. Um korrekte Designhypothesen zu formulieren, halten wir es für grundlegend, uns mit Fragen der Bausubstanz und den morphologischen Eigenschaften der Landschaft zu befassen. Indem wir uns an architektonischen Vorbildern der Vergangenheit orientieren, die als typologische Referenzen für formale und kompositorische Vorschläge dienen, definieren wir einen roten Faden zwischen dem Kontext und unserem Eingriff. Die Grundidee unserer Arbeit ergibt sich aus der Interpretation einer Lebens- und Raumerfahrung in einem bestimmten Kontext, aus dem physischen Profil und den sozialen Interaktionen.