Hauptdarsteller Steckmöbel

Innenarchitektur

«Wir haben ein Gesamtkonzept erstellt, vom Wanddurchbruch bis zur letzten Schraube», sagt der Architekt Michael Kloiber. «Unser Vorschlag wurde ohne Änderungen angenommen.» Nach sechs Monaten Umbauzeit erlebt das Paar, das schon in dritter Generation in dem etwa 75 Jahre alten Einfamilienhaus in Chur lebt, ein völlig neues Wohngefühl.

Raumbildendes Möbel: Der Schrank ist einfach durch die Türöffnung zwischen Entree und Esszimmer gesteckt. Die Stahlbeschläge wurden eigens angefertigt.

Weder Leim noch Schrauben: Das Regal setzt sich aus massivem Fichten- und Eschenholz zusammen.

Die erste Überraschung offenbart sich direkt hinter der Eingangstür aus massivem Holz. Ein schwarz gestrichener kleiner Vorraum fungiert quasi als Schleuse in die eigentliche Wohnung. Das kleine Gäste-WC blieb erhalten. Im nächsten Raum, dem eigentlichen Entrée, befindet sich die Tagesgarderobe, dahinter liegt hinter einer Glastür, die zuvor den Vorraum von der Wohnung trennte, die neue Küche.

Der grösste bauliche Eingriff war, die Wand zwischen Küche und Esszimmer zu entfernen. Dies erlaubte, den grössten Clou des Umbaus zu landen: ein eigens entworfenes, von einem lokalen Schreiner massgefertigtes Möbel aus Eschen- und Fichtenholz. Es ist Regal und Schrank zugleich, durchdringt die ehemalige Esszimmertüröffnung und zieht sich über die Wände vom Entrée bis um die Ecke ins Esszimmer. «So entsteht ein Rundlauf», erklärt Michael Kloiber. «Man geht an dem Möbel entlang von Raum zu Raum. Kein Leim, keine Schrauben, das raumstrukturierende Möbel wird einfach gesteckt und zwischen Boden und Decke verspannt.» Der Schrank ist durch die Türöffnung zwischen Entrée und Esszimmer durchgesteckt. Während er auf der einen Seite die geschlossene Garderobe aufnimmt, dient er auf der Esszimmerseite als Schrank für Gläser und Geschirr. Die Küche wurde komplett umgestaltet. Gemäss dem Wunsch des Paares, auf eine Inselküche zu verzichten, nehmen nun drei einzelne Volumen die verschiedenen Nutzungen auf. Sie harmonieren miteinander, funktionieren jedoch losgelöst voneinander.

Blick durch ein Esszimmer in eine Küche mit farbigen Fronten, links an der Wand ein schlichtes Holzregal

Ein neuer Durchgang, setzt die Küche in Szene. Da das Budget beschränkt war, verwendeten die Architekten Module einer Standardküche, deren Fronten mit farbigem Kunstharz beschichtet wurden.

Wo möglich, wurden originale Einbauten belassen und Ergänzungen an den Bestand getätigt. So war beispielsweise der Massivholzboden in Buche im Wohnzimmer unter Laminat versteckt. Der Esszimmerboden konnte nicht erhalten werden und wurde an den im Wohnzimmer angepasst. Im Treppenhaus entfernten die Architekten den Teppich auf den Stufen, darunter kam ein Terrazzoboden zum Vorschein, der neu abgeschliffen wurde. «Im Obergeschoss fanden wir zu unserer Überraschung unter Teppich und Laminat einen wunderschönen Pitchpine-Boden, den wir freilegten, neu schliffen und ölten», sagt Michael Kloiber. Erhalten wurden auch die alten Radiatoren, sie wurden gereinigt, sandgestrahlt und neu lackiert. Es ist genau dieser Mix aus Alt und Neu, der den Charme des Umbaus ausmacht.

www.kloiberarch.ch

Titelbild einer Zeitschrift mit einem alten Haus mit Anbau in grüner Natur

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