Design am Rhein

Programmvorschau 2025

Bereits zum zweiten Mal findet dieses Jahr die Design am Rhein statt. Die Veranstaltung lädt auf eine Reise entlang des Hinter-, Vorder- und Valserrheins ein, um dem Publikum die Bündner Architektur- und Designbranche näherzubringen. Vom 26. Juni bis 13. Juli 2025 öffnen diverse Kreativschaffende ihre Studios und geben Einblicke in den Prozess ihrer gestalterischen Arbeit. Kuratorin Fabienne Barras hat uns im Interview verraten, wie es überhaupt zur Idee für diese neue Design-Plattform kam, was das Design aus der Rheinregion ausmacht und welche Programmhighlights uns dieses Jahr erwarten.

Einblick in eine Druckwerkstatt mit traditionellen Geräten

Die Design am Rhein gewährt Einblicke in die Werkstätten und den Prozess von Bündner Kreativschaffenden – hier zum Beispiel die Druckwerkstatt Schloss Haldenstein, die Kunstschaffenden kostengünstigen Zugang zu den klassischen Drucktechniken bietet.

Wie ist die Idee für die Design am Rhein entstanden?
Fabienne Barras: Die Idee der neuen Plattform kam auf, weil Graubünden und seine Designszene bisher in der Schweiz kaum sichtbar waren. Das Konzept wurde 2023 erstellt und zusammen mit den Tourismusdestination angekündigt. Der Zeitraum der Veranstaltung wurde bewusst so gewählt, dass sie vor der grossen Sommersaison stattfindet und nicht mit anderen wichtigen Design-Plattformen konkurrenziert.

Was macht Bündner Design aus?
FB
: Zum einen die Verwendung von regionalen Materialien wie Holz, Stein sowie Leinen und Wolle im Textilbereich. Dabei liegt der Fokus auf der hochwertigen Verarbeitung mit traditionellen Handwerkstechniken. Diese werden auch oft in zeitgenössisches Design übertragen, wie zum Beispiel in den Arbeiten von Piera Buchli, die mit Keramik aus Ziegeln oder Bündner Erde arbeitet, oder dem Cumpogn Wanderstock aus lokalem Holz und Leder, der in seiner Gestaltung gleichzeitig an alte Vorbilder angelehnt und doch innovativ ist. Auch der Einbezug von Design in Bauwerke ist ein Merkmal, das Graubünden ausmacht, so zum Beispiel die Anwendung von Farbpigmenten aus lokalen Mineralien.

Eine Schale mit türkisen Farbpigmenten auf Steinuntergrund

Steinpigmente aus der Surselva sind eine Quelle und Inspiration für regionale Baukultur. Dem Thema Steinpigmente widmet sich auch das dieses Jahr lancierte Projekt «Vom Stein zum Textil».

Tätowierter Mann in Karohemd hält einen Wanderstock aus Holz

«Cumpogn» – rätoromanisch für «Gefährte» – ist ein handgefertigter Wanderstock aus Bündner Eschenholz, der die Brücke schlägt zwischen alpiner Tradition und zeitgemässem Design.

Was ist speziell oder einzigartig an der Rheinregion?
FB: Die oben genannten Merkmale – hochwertige Verarbeitung von lokalen Materialien und die Übertragung von alten Traditionen in eine zeitgenössische Sprache – gelten sicher auch für die Regionen entlang des Hinter- und Vorderrheins. Zudem ist an der Region speziell, dass die meisten Dörfer noch ihre eigene Sprache sprechen und keine grossen touristischen Überbauungen bestehen. So hat auch jede Ortschaft seinen eigenen Charakter: in Andeer findet man Sgraffito und lokale Materialien wie Andeer Granit, Splügen ist ein geschichtsträchtiges Wakkerdorf mit innovativen Projekten, in Ilanz findet man Ausbauten von historischen Gebäuden sowie die der Verschmelzung der «modernen Stadt» und der historischen Altstadt, im Safiental gibt es ein grosses Bewusstsein für Design-Handwerk und nachhaltige Architektur, Trun wiederum ist ebenfalls bekannt für seine Geschichte und berühmten Persönlichkeiten wie Alois Carigiet oder Matias Spescha.

Bunte Fäden kreisförmig gespannt

Textildesign ist stark in der Büdner Kultur verankert. An der Design am Rhein öffnet zum Beispiel das Hutatelier Kopfform seine Türen und gewährt Einblick in das Anfertigen von Hüten und Mützen nach Mass.

Ecke eines gewobenen Wandteppichs

Die schweizerisch-schwedische Textildesignerin zeigt mit «La Cordée» handgewebte Textilien aus wiederverwendeten Kletterseilen.

Auf was achtest du als Kuratorin bei der Zusammenstellung des Programms?
FB
: Dass die Standorte und die ausgestellten Objekte sorgfältig ausgewählt und aufeinander abgestimmt sind, sodass sie einen Bezug zueinander haben. Auf dem Programm stehen immer wieder überraschende Ausstellungsorte wie die Viamala Schlucht oder die alte Sägerei Versam. Zudem liegt der Schwerpunkt auf Einblicken in den Prozess, die Gedankenfindung und die Inspirationsquellen der teilnehmenden Designer:innen/Architekt:innen. Auch ist es mir wichtig, Positionen zu zeigen, welche einen Bezug zu Graubünden haben, sei es durch die Designer:in selbst oder das Objekt. Dieses Jahr zeigen wir zum Beispiel «La Cordée», eine textile Installation aus ausrangierten Kletterseilen von Estelle Bourdet. So soll ein Programm mit lokaler Verankerung und nationaler Strahlkraft entstehen.

Die Design am Rhein lädt an aussergewöhnliche Ausstellungsorte ein, wie zum Beispiel in die Sägerei Versam im Safiental. Hier zu sehen sind die Arbeiten der Keramikerin Yvonne Roggenmoser...

... der «Wöschheinz» von Künstlerin Delia Sulser und Schreiner Thomas Florin...

... die aus Schafwolle gefertigten Produkte von Tenna Tweed... 

... oder die Massivholzmöbel der Schreinerei Schaufelberger.

Was erwartet Besucher:innen dieses Jahr an der Design am Rhein? Was sind aus deiner Sicht die Highlights?
FB
: Dieses Jahr haben wir mehr Kollaborationen mit Institutionen sowie persönliche Führungen und Einblicke. Zudem sind die Positionen an öffentlichen Standorten ausgestellt, sodass die Veranstaltung noch sichtbarer wird. Auch freue ich mich sehr, dass wir zum Auftakt ein Design Dinner kuratiert haben, welches sowohl Kulinarik als auch Design aus der Region präsentiert. Neu ist auch die Design- und Architekturdestination Vals mit dabei. Zudem stossen wir eigene Projekte an, wie «Vom Stein zum Textil», die für die dritte Edition weiterentwickelt werden können.

Was ist sonst noch neu an der diesjährigen Design am Rhein?
FB
: Neu bündeln wir die Angebote nach Themen – das erste Wochenende bildet den Auftakt und legt den Fokus auf Kulinarik, am zweiten Wochenende stehen Design und Handwerk im Mittelpunkt, das dritte Wochenende widmen wir Architektur und Raum.

Das dritte Wochenende der Design am Rhein widmet sich ganz dem Thema Architektur. Das Refugi Lieptgas von Nickisch Walder Architeken wird zum Beispiel im Rahmen einer Architekturführung in Flims vorgestellt.

Dieses Mal erstmals mit im Programm ist die Design- und Architekturdestination Vals. In den eindrücklichen Räumen des Haus Balma, gestaltet vom japanischen Architekten Kengo Kuma, finden zum Beispiel Lesungen statt.

Gibt es schon Ideen für die nächste Durchführung?
FB: Klar, wir werden für die dritte Edition mehr auf Kollaborationen setzen und gemeinsam mit teilnehmenden Desiger:innen schon früher mit der Entwicklung von Positionen und Ausstellungen beginnen, um noch individuellere Auftritte anbieten zu können. Dasselbe gilt bei der Recherche zu spannenden Standorten wie zum Beispiel Produktionsstätten. Mir als Szenografin ist es wichtig, dass wir die Standorte in Zukunft zusammen mit Designschaffenden spannend gestalten können. Die Vision wäre eine Art «Designer’s Saturday» entlang den beiden Flussverläufen des Hinter- und Vorderrhein. Und wer weiss, vielleicht können wir auch mal ein Gastland zu uns einladen…

Die Design am Rhein findet vom 26. Juni bis am 13. Juli 2025 statt. Mehr zum Programm unter: www.designamrhein.ch

Eine Frau schaut hinunter über bunte Stoffbahnen

Ausstellungsort und Objekt sollen einen Bezug zueinander haben. Claudia Caviezel nimmt zum Beispiel die markante Topografie der Viamalaschlucht auf und übersetzt diese in eine textile Installation.