Der Enge entkommen

Reihenhäuser

An den zumeist eher beschränkten Platzverhältnissen lässt sich nur bedingt etwas ändern. Und trotzdem können Reihenhäuser, die in die Jahre gekommen sind, durch gezielte Eingriffe zu zeitgemässen Wohnhäusern umgebaut werden, die alles andere als langweilig sind. Ein Patentrezept gibt es dabei nicht. Zum Glück. Denn gerade die Tatsache, dass auf jedes Haus individuell reagiert werden muss, macht die Interventionen so spannend. Bereits vor einigen Monaten haben wir hier sechs Reiheneinfamilienhaus-Projekte vorgestellt. Doch da wir stets offenen Auges durch unsere Bau- und Umbauwelt laufen, sind uns erneut zwei Reihenhäuser aufgefallen, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Durch den Einsatz neuer Holzfenster, die die alten Kunststofffenster ersetzen, sowie durch den Abbruch eines Vordaches aus den 1980er-Jahren fügt sich das Haus nun wieder stimmig in die Reihe ein.

Schon beim Betreten des Reihenhauses präsentiert sich das Erdgeschoss als offener Raum. Der Blick schweift durch das Entree und den Wohn- und Essbereich bis in den Garten.

Auf etwa 55 Quadratmetern fügen sich Wohn- und Essbereich, Küche sowie Entree ein.

Ein zweigeschossiger WC-Anbau auf der Gartenseite, der nicht aus der Erbauungszeit stammte, wurde abgerissen, um die Fassadenfläche zu reduzieren und das grosse Fenster einzufügen.

Mehr als ein Jahr stand das Reihenendhaus aus dem 19. Jahrhundert in Riehen zum Verkauf. Der Architekt Tobias Hilbert und seine Frau liessen sich im Gegensatz zu anderen Interessenten nicht vom Zustand der Immobilie abschrecken, haben das Haus gekauft und nach ihren Bedürfnissen und Wünschen umgebaut. Durch den Abbruch weniger Wände wurde ausreichend Licht ins Innere des Reihenhauses gebracht, während die neuen Räume so zoniert wurden, dass die ursprüngliche Raumaufteilung nicht komplett verloren ging. Sämtliche Innenwände im Erdgeschoss wurden entfernt; Küche und Entree werden neu durch ein Wohnelement voneinander getrennt, das auf der einen Seite die Küchenschränke und auf der anderen eine Garderobe und ein Gäste-WC aufnimmt. Nebst diesem Organisationsmöbel gliedern die eingefügten Unterzüge diese Etage, sodass die Zonierung in Kochen, Essen und Wohnen deutlich ablesbar ist. Gegen den Garten wurde das Erdgeschoss in seiner gesamten Breite durch ein grosses Schiebefenster geöffnet. Im 1. Obergeschoss erfuhr der Grundriss leichte Anpassungen. Neben den notwendigen Eingriffen in den Grundriss legte Tobias Hilbert viel Wert auf die Materialisierung des Innenausbaus. Diese wurde an das wenige Vorhandene angepasst, indem sie massvoll und schlicht gehalten wurde. Mit guten Ideen, viel Herzblut und einer Menge Eigenleistungen haben Tobias Hilbert und seine Familie das Reihenhaus zu einem zeitgemässen, grosszügigen und freundlichen Wohnhaus umgebaut, bei dem die Vergangenheit trotz der tiefen Eingriffe innen wie aussen angenehm spürbar bleibt.

Satteldach, Fensterformat, Kratzputz – die Erweiterung setzt die Gebäudezeile fort, unterscheidet sich aber in Farbgebung und Detaillierung vom Bestand.

Bloss eine Wand musste weichen und die Fenster zum Garten zu Türen vergrössert werden, um einen grosszügigen und lichtdurchfluteten Raum zum Kochen und Essen zu schaffen.

Zwei Stufen führen hinab in den Wohnbereich, der dank des Niveauversprungs von einer grösseren Raumhöhe als der Bestand profitiert.

Im Obergeschoss des Anbaus weiten sich die Räume bis unter das Schrägdach. Die Tür rechts führt vom geräumigen Vorplatz in das neue Kinderzimmer.

Mit einer vollumfänglichen Sanierung und Erweiterung haben Walser Zumbrunn Wäckerli Architektur ein Reihenendhaus in Winterthur für eine junge Familie umgebaut und dabei den Charakter des Siedlungsensembles gewahrt. Das Haus bildet den Abschluss einer 1955 fertiggestellten Reihe von drei Häusern, die sich leicht gestaffelt den Hang hinaufziehen. Für eine fünfköpfige Familie war die Wohnfläche nach heutigen Vorstellungen bescheiden. Das Dach konnte aufgrund seiner flachen Neigung nicht ausgebaut werden, doch barg das Haus Potenzial für eine Erweiterung. Es wurde hangseitig auf allen Geschossen um eine Raumschicht ergänzt, wobei die Dächer des Ursprungsbaus wie auch eines bereits vorhandenen Anbaus weitergezogen wurden. Unterschiede sich die ebenfalls verputzte Fassade nicht in ihrer Farbigkeit sowie in einigen Details vom Bestand, wäre der neue Teil nicht ohne weiteres zu erkennen. Neben den Durchbrüchen für den Anbau waren nur wenige weitere Eingriffe in die Grundstruktur nötig. Im Erdgeschoss musste eine Wand weichen, und die Fenster auf der Gartenseite wurden zu Türen vergrössert, um einen grossen, lichtdurchfluteten Raum für den Essbereich und die neue offene Küche zu schaffen. Viele Oberflächen im Haus waren abgenutzt, doch wo immer möglich, blieb Altes erhalten, etwa das Klötzliparkett aus Eiche im Erdgeschoss oder das Buchenparkett im Obergeschoss. Was neu hinzugefügt wurde, steht in engem Bezug zum Alten. Das Reihenhaus konnte durch den behutsamen Umbau seinen Ursprüngen treu bleiben.

Cover Umbauen+Renovieren 2/19

Weitere Bilder und Informationen sowie Pläne zu den hier gezeigten Umbauten finden Sie in der Ausgabe 2/19 der Zeitschrift Umbauen+Renovieren.